SEHNSUCHT

Dauer 20 Minuten

Tänzerin 1

Musiker 1

1994
Tanzhaus NRW
beim x-change Festival

Choreographie, Tanz 
Helena Nicolao

Live Musik
Matty Rouse

Produktion
Helena Nicolao

Jede Sehnsucht ist eine Suche. Das über sich, die eigene Existenz, hinauswachsen. Die Griechen nannten es Epithymia, ein intensiv gefühltes Verlangen eigentlich wie ein Sturm, Bewegung, Lebenskraft. Die römischen Philosophen sprechen von einem fast qualvoll erlebten Begehren nach etwas, das genauso wenig greifbar ist wie die Sterne. Man kann den Blick auf sie richten, ergreifen kann man sie nicht. Auch hinter der Suche nach Wahrheit selbst, verbirgt sich eine Sehnsucht, die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit und Unvergänglichkeit. Die Sehnsucht ist ein Trieb, mit dem Unvergänglichen zu verschmelzen. Sehnsucht überschreitet die Schwelle vom Wirklichen zum Möglichen. Oder wie Kant sagt: Sehnsucht ist der Wunsch die Zeit zwischen dem Begehren und dem Erwerben des Begehrten, zu vernichten.

Ausgehend von dem Gefühl der Sehnsucht zeige ich in dieser Arbeit dem Publikum nur meinen Rücken. Durch die lange Betrachtung der Details werden neue Formen sichtbar die sich erst in der  Reduktion der Möglichkeiten offenbaren. Schicht für Schicht entfaltet sich ein gesamtes Menschenleben in all seinen greifbaren und unfassbaren Facetten. Nichts bleibt verborgen, der Körper enthüllt sein Geheimnis und transportiert seine bereits gelebten Geschichten, den jetzigen Moment und die Sehnsüchte der Zukunft in Form von Bewegung.